top of page

Ab in die Berge

Zur Törggelenzeit nach Südtirol


Wir – mein Mann und ich ;-) – kennen Südtirol. Sind aber dieses Jahr das erste Mal zur Törggelenzeit da. So freue ich mich ebenso auf ausgiebige Wanderungen wie auf ein bisschen Schlemmen.



Sonnenaufgang am Berg, über den Wolken.

In Meransen, nicht weit von Brixen entfernt, haben wir uns eine Ferienwohnung gemietet. Wir wohnen also oben am Hang und dürfen gleich am ersten Morgen diesen tollen Sonnenaufgang bestaunen. Ich bin glücklich.


Unterwegs am Hausberg

Nach guter alter Tradition erkunden wir zuerst die nähere Umgebung. 

Die Bergbahnen fahren noch, so geht’s hoch auf den Hausberg, den Gitsch. Den Gipfel, der noch etwas höher liegt, heben wir uns jedoch für später auf. Denn es sind Wolken aufgezogen, die das Panorama trüben.

Außerdem wollen wir es langsam angehen lassen und nicht gleich am ersten Tag Höhenmeter „schrubben“. Gemütlich geht’s daher hinüber zum Ochsenboden und hinab ins Altfasstal.


So ein schöner Wanderweg – mit tollen Aussichten auf die umliegende Bergwelt und ins Tal.


Je später der Tag, desto schöner das Wetter. Die Sonne kommt wieder durch und der Lärchenwald leuchtet goldgelb. Ich liebe diese Farben und fotografiere viel. Aber so kommen wir nicht voran und ich „muss“ mich fürs Wandern entscheiden.


Das Altfasstal gefällt uns richtig gut.


Mir war gar nicht bewusst, dass es in dieser Gegend so viele Lärchen gibt. So freue ich mich umso mehr auf die kommenden Tage.


Den Gipfel des Gitsch sehen wir leider auch später nicht mehr. Am letzten Urlaubstag starten wir zwar noch einen Versuch, aber das Wetter bleibt durchwachsen und statt auf den Gipfel verschlägt es uns ins Bergrestaurant. Wir sind positiv überrascht, genießen wirklich gutes Essen und bummeln in aller Ruhe den Berg hinunter.


Typisches Wetter ;-) im goldenen Oktober: meist trocken, aber immerzu verhangen.


Es ist Törggelenzeit

Jetzt sind die Trauben reif, es ist Weinlese und überall haben die Höfe geöffnet und laden zur Marende – einer Brotzeit – ein. Aber auch Deftiges und natürlich Keschtn – Kastanien – werden angeboten. Dazu gibt's den neuen Wein oder frischen Saft. Denn Südtirol ist nicht nur Wein- sondern auch Obstanbaugebiet.

Seinen Ursprung hat das Törggelen – das Verkosten des jungen Weins – im Eisacktal. Wer möchte, kann auf dem Keschtnweg von Brixen bis nach Bozen wandern und in mehreren Tagen in diese besondere Kultur eintauchen. 

Der schönste Wegabschnitt soll nahe Feldthurns liegen. Das ist perfekt für uns. Gemütlich wandern wir einen Tag durch Weinberge und Kastanienhaine, aber auch vorbei an vielen Apfelplantagen. Kehren zur Marende ein und freuen uns über ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewegung und der einen oder anderen Schlemmerei.


Auf dem Keschtnweg bei Feldthurns: Jetzt im Herbst sind auch die Schafe zurück von der Alm und flitzen durch die Weinberge.


Eine zweite Tour führt uns zum Kloster Neustift. Von hier geht's hoch in die Weinberge, auf dem Archeopfad zum Elvas, einem hübschen Aussichtspunkt über das Eisacktal, und erst bei Brixen wieder runter ins Tal. Für eine Kugel Kastanieneis laufen wir sogar bis ins Stadtzentrum, folgen dann dem Eisack und sind am Ende froh, wieder am Ausgangspunkt zu sein. Denn was so unspektakulär aussieht, kann doch ganz schön anstrengend sein. Auch in den Weinbergen kommen schnell ein paar Höhen- und Kilometer zusammen. 

Trotzdem möchten wir die Tour nicht missen. Denn beim Kloster laufen wir tatsächlich mitten durch die Weinberge, während sie am Keschtnweg oft eingezäunt sind.


Kloster Neustift, im Vordergrund eine Hecke und ein Baum.

Kloster Neustift – Start- und Endpunkt unserer Wanderung.


Lange Zeit laufen wir auf unserem Weg direkt durch die Weinberge. Das ist total schön – an manchen Reben hängen sogar noch ein paar Trauben.


Auch den Hühnern gefällt es in den Weinbergen.


Das liebe Wetter

Während daheim die Sonne lacht und in Norddeutschland alle vom goldenen Oktober sprechen, haben wir auf der „Sonnenseite“ der Alpen nicht ganz so viel Glück.

Die Bedingungen wären eigentlich noch perfekt für Bergtouren oberhalb der Baumgrenze. Es bleibt entgegen den Vorhersagen oft trocken, ist mild und noch kein Schnee gefallen. Aber es ist fast immer stark bewölkt. Und ohne Aussicht zieht es uns nicht auf die Gipfel.

Traurig macht mich auch, dass es nicht ein einziges Mal möglich ist, den Sonnenaufgang oder -untergang und den Sternenhimmel zu fotografieren.


Dunkle Wolken steigen an einem bewaldeten Berghang auf.

Nur ein Motiv, das ich mir gewünscht habe, kann ich umsetzen: Wolken, die an den Berghängen aufsteigen. Dazu habe ich gleich mehrere Gelegenheiten.


Von unserer Ferienwohnung haben wir einen guten Blick auf die gegenüberliegenden Berge. Wenn die Sonne die Wolken also auch nur für einen kurzen Augenblick rosa färbt, ist die Kamera schnell parat.


Unterwegs in der Klamm

Wenn das Wetter zu schlecht für den Berg und zu gut ist, um gar nicht vor die Tür zu gehen, ist die Klamm immer eine gute Alternative.

Nicht weit entfernt in Richtung Jaufenpass liegt die Gilfenklamm. 

Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die diese Idee haben, überlaufen – wie so viele Orte in der Gegend – ist die Klamm aber zum Glück nicht. Sie ist durchaus sehenswert, wir sind draußen, haben frische Luft und Bewegung und ich kann sogar ein bisschen fotografieren.


Oft sind es die kleinen unscheinbaren Dinge, die uns positiv überraschen. So wie dieser Ort. Ich weiß nicht, ob wir die Gilfenklamm besucht hätten, wenn wir immerzu Sonnenschein gehabt hätten. Und das wäre wirklich schade gewesen. Denn die Klamm ist definitiv sehenswert und lässt sich ganz sicher auch mit einer größeren Wanderung verbinden.


Ein paar fotografische Spielereien.


Auf Tour

Natürlich gehen wir auch auf die Berge. Da es früh dunkel wird, sind die Touren jedoch kürzer und aufgrund des Wetters bleiben wir meist unterhalb der Baumgrenze.

Wir wandern in der näheren Umgebung von Meransen, bei den Erdpyramiden von Terenten und im Gsieser Tal. Es ist wirklich schön. Überall gibt es so viele Lärchen und deren Farben leuchten jetzt im Herbst sogar dann, wenn die Sonne nicht scheint.

Außerdem sind wir hier weit genug entfernt von all den Hotspots. Die Berggipfel mögen zwar nicht so markant sein wie beispielsweise in den Dolomiten, aber dafür wandern wir auch nicht im Gänsemarsch, können uns frei bewegen und die Natur genießen. Und sind wir doch mal ehrlich, der Lärchenwald sieht ein paar Täler weiter auch nicht anders aus.


Rund um das Steiner Mandl gibt es einen tollen Panoramaweg. Windig ist es allerdings hier oben.


Dieses schöne Tal bei Terenten haben wir mehr zufällig entdeckt. Denn die Vorhersage hatte deutlich schlechteres Wetter angesagt. Daher wandern wir zunächst „nur“ auf dem Natur- und Kulturweg zu den Erdpyramiden – laufen dann aber einfach weiter.


Das Gsieser Tal ist „bekannt“ für seine Ursprünglichkeit. Es gibt keine Bergbahnen, keinen Massentourismus, alles ist etwas weniger spektakulär, aber nicht weniger schön.


Unsere schönste Entdeckung

Es muss nicht immer die Seiser Alm sein. Die Rodenecker-Lüsner-Alm ist ebenso weitläufig und traumhaft schön. Wir sind so überrascht, dieses hübsche Fleckchen Erde entdeckt zu haben, dass wir gleich noch einen zweiten Tag auf der Alm verbringen, dann sogar die Picknickdecke einpacken und am Nachmittag ganz gepflegt die Seele baumeln lassen.


Bergpanorama bei Sonnenuntergang im Herbst.

Wie schön ist bitte dieses Hochplateau?! Und dazu der Sonnenschein: so habe ich mir den Urlaub vorgestellt.


(Nur die Autopanne auf dem Rückweg zur Ferienwohnung trübt nach diesen Tagen ein wenig die Stimmung – wir haben tatsächlich einen Platten, werden aber vom italienischen Pannenservice „gerettet“.)


Dramatische Herbststimmung vom Feinsten

Das Wetter ist schlecht – es lohnt sich einfach nicht, die geplante Tour zu machen. Trotzdem gehen wir so weit, wie wir Lust haben. Und sind froh darüber. Die Stimmung ist wild und schön zugleich. Das ist Natur! Das ist, was mir gefällt. Entweder die Idylle bei Sonnenschein oder die Dramatik.


Ganz schön mystisch: die goldgelb verfärbten Lärchen bilden einen tollen Kontrast zu den schroffen Felsen und düsteren Wolken.


Ganze Landschaften verschwinden im Nebel und nur kurz geben die Wolken den Blick auf einzelne Bergspitzen frei.


Fazit

Ich mag Südtirol – sehr sogar. Aber ihr habt es wahrscheinlich zwischen den Zeilen gelesen: wirkliche Begeisterung hört sich anders an.

Sicherlich liegt es auch am Wetter, dass ich ein bisschen enttäuscht bin. Ich hatte mich so sehr auf ein paar „richtige“ Wanderungen und auch auf die eine oder andere Fototour gefreut.

Aber das Wetter allein ist es nicht, viel mehr die Erkenntnis, dass ich froh bin, bereits viele schöne Ecken in Südtirol zu kennen und sie zu einer Zeit gesehen zu haben, als sie noch ursprünglich(er) waren und der Massentourismus von heute weit weg. Es ist so erschreckend, wie sich beispielsweise der Pragser Wildsee verändert hat, welche Maßnahmen vielerorts erforderlich sind, um den Massen Herr zu werden und wie viel Verkehr auf jeder noch so kleinen Straße unterwegs ist – selbst jetzt in der Nebensaison.

Ja, ich würde wiederkommen. Aber niemals in der Hauptsaison und ich würde mir immer Ecken abseits der Hotspots suchen. Ist das nicht traurig?


Mehr Bilder gibt's im Fotobuch.

bottom of page